Workshop: Radarfallen im Magneti Marelli RT3 / RT4 Navigationssystem von Citroen, Peugeot, Alfa Romeo, Fiat, Lancia und Maserati anzeigen

Magnetti Marelli hat bisher nicht nur die Elektronik für die Formel 1-Renner von Ferrari geliefert, sondern baut auch die Navigationssysteme die unter dem Name RT3 und RT4 in diverse Modelle von Citroen, Peugeot, Alfa Romeo, Fiat, Lancia und Maserati eingebaut werden. Es gehört zwar nicht zum Thema, aber ab diesem Jahr fährt die Formel 1 mit Einheits-Elektronik und Software von Microsoft.

Der folgende Artikel zeigt, wie man das RT3 NaviDrive im Citroen C6 dazu bringt, Radarfallen anzuzeigen. Bei den anderen Modellen und Fahrzeugen ist das Vorgehen mehr oder weniger identisch.

Wie das allerdings beim RT4 wirklich funktioniert, kann ich mangels Testgerät nicht sagen. Wer den Unterschied nicht kennt: Das RT4 erkennt man daran, dass im Hauptmenü die Icons kreisförmig angeordnet sind und das es mit einer Festplatte ausgestattet ist. Alle Strassenkarten befinden sich auf dieser Festplatte. Das RT3 dagegen benötigt die Strassenkarten auf CDs und für ganz Europa sind das immerhin 12 Stück.

automatic inspection

RT3 Hauptmenü - Karte

Im Hauptmenü lässt sich unter Karte einstellen, welche Points of Interest (POIs) in die Karte eingeblendet werden sollen. Dazu wählt man zunächst den Punkt Karte Einzelheiten und dann Verkehrsmittel und Autos.

RT3 Karte Einzelheiten - Verkehrsmittel und Autos

Dort findet sich die Auswahl automatic inspection oder Automatische Prüfungen. Dabei handelt es sich nicht um Autowerkstätten die eine Inspektion vornehmen können, sondern um Geräte die automatisch die Einhaltung gewisser Vorschriften überwachen. Also z.B. Radarfallen, Rotlicht-Blitzer oder Abstandsmesser. Diese Option ist im Auslieferungszustand nicht eingeschalten. Also schalten wir sie ein.

Anmerkung: Nach dem Feedback einiger Leser scheint im RT4 diese Kategorie nicht mehr vorhanden zu sein. Ich habe das selber aber mangels RT4 nicht prüfen können.

Schauen wir uns jetzt die Karte an, stellen wir fest, es hat sich nichts geändert. Und das liegt daran, dass auf den von den Autoherstellern ausgelieferten Karten keine Radarfallen aufgeführt sind. Jetzt müssen wir selber aktiv werden. Aber das ist nicht weiter schwer und beim ersten Mal in einer halben Stunde erledigt.

Werkzeug- und Materialliste

Um die Radarfallen auf die Navi-CD zu bekommen, brauchen wir:

  • Die Original-Navi-CD von Navtech
  • Einen kostenlosen Account bei SCDB.info
  • Eine kostenlose Liste mit allen Radarfallen und Rotlicht-Blitzern
  • Die kostenlose Software RTxMapEditor
  • Einen CD-Rohling
  • Einen Windows-Rechner mit CD-Brenner
  • Einen Internet-Zugang zum Download

Alles war wir brauchen gibt es, bis auf den CD-Rohling, umsonst und auch der kostet nur wenige Cent.

1. Radarfallen-Liste von SCDB.info laden

Die Liste aller Radarfallen für die meisten europäischen Länder einschließlich Liechtenstein bekommen wir von scdb.info. SCDB steht für Speed Camera DataBase. Der Dienst stellt aufbereitete Listen für praktische alle Navigationssysteme bereit. Erfasst werden ausschließlich stationäre Radarfallen. Bisher umfasst die Liste mehr als 19.000 Standorte. Diese sind im Jahresabo für unter 10 Euro erhältlich. RT3 und RT4 sind nicht dabei. Das liegt aber daran, dass Magneti Marelli es nicht vorgesehen hat, dass man POIs auf die Geräte nachlädt.

SCDB.info European Speed Camera DataBase

SCDB stellt die Liste der Radarfallen auch als kmz-Datei für Google Earth bereit. Und genau so eine benötigen wir. Und welch Glück, das ist die Einzige die es kostenlos gibt. Um daran zukommen, müssen wir uns zunächst bei SCDB.info registrieren. Nach erfolgreicher Registrierung findet sich unter dem Menüpunkt Plugins weitere… fast ganz am Ende der Seite die Plugins für Google Earth. Nach Klick auf Download und Akzeptieren der Nutzungsbedingungen kann das gewünschte Land bzw. die Länder ausgewählt werden. Wir wählen Deutschland. Anschließend erfolgt der Download der Datei google_earth_scdb.kmz. Deren Namen dürfen wir nicht verändern!

Schritt 1 ist hiermit erfolgreich erledigt.

2. RTxMapEditor installieren

Jetzt brauche wir den RTxMapEditor. Mit dem können wir die POIs auf den RT3- und RT4-Navi-CDs bearbeiten. Aber keine Sorge, wir machen nur das Einfachste. Den Download-Link zur neuesten Version des RTxMapEditors finden wir in einem Artikel des Planete Citroen-Forums. Der Artikel ist auf französisch, aber das ist egal. Der Link ist auch ohne Sprachkenntnisse zu finden. Hier gehts zum Artikel.

Planete Citroen

Das schöne am RTxMapEditor ist, dass er mit Microsoft .NET gemacht ist und ClickOnce benutzt. Bei jedem Programmstart prüft die Anwendung ob eine neue Version vorhanden ist und installiert diese bei Bedarf. Dafür müssen wir natürlich online sein. Somit haben wir immer die neueste Version.

Nachdem wir den Link gefunden haben (Anfang März hieß er RTxMapEditor0403.exe) , das Programm geladen und installiert haben, sind wir mit Schritt 2 fertig.

3. Radarfallen auf die Navi-CD spielen

Jetzt wollen wir unsere Radarfallen-Liste auf die Navi-CD spielen. Dazu starten wir RTxMapEditor. Beim allerersten Start begrüßt er uns mit einer, zumindest für mich, unverständlichen Sprache. Den angezeigten Text bestätigen wir. Einer der beiden Buttons wir der richtige sein. Anschließend können wir im Menü die Sprache auf English umstellen.

Jetzt benötigen wir auf der Festplatte ein Verzeichnis in dem RTxMapEditor die Navigations-CD speichern und patchen kann. Das legen wir jetzt erst einmal an. Hierfür benötigen wir für die Deutschland 2007/2008 CD ungefähr 1,3 GB freien Speicherplatz. Haben wir den nicht, kommen wir mit der Hälfte aus wenn wir später auf da ISO-Image verzichten.

Nach dem Start von RTxMapEditor sagt dieser uns schon in seiner Statuszeile, dass er konfiguriert werden möchte. Wir wählen den Menüpunkt Configure. Der ist im Menü ganz rechts oben.

RTxMapEditor Configuration

Folgende Einstellungen nehmen wir jetzt vor:

  • Working folder: Hier wählen wir das vorher angelegte Verzeichnis aus. RTxMapEditor wird die Navi-CD dort speichern
  • ISO image folder: In diesem Ordern wird das ISO-Image zum CD-Brennen gespeicherr. Wir können die Voreinstellung (= Working folder) belassen.
  • Burning software to use: Hier können wir unsere Software zum CD-Brennen eintragen. Das muss aber nicht unbedingt sein und sorgt nur für etwas mehr Komfort.

Unter dem Reiter Importation findet sich ganz rechts unten der Punkt Enable radar display for all countries. Das muss wohl angeklickt werden. Wenn wir es jetzt nicht anklicken, werden wir später aber ohnehin danach gefragt und das Häckchen automatisch gesetzt.

Alle anderen Einstellungen können wir für unsere heutige Aufgabe ignorieren.

Wir gehen jetzt zurück auf den Reiter General und legen die Original-Navigations-CD in unser CD-Laufwerk und klicken auf den Button Copy rechts von der Option Working folder. Jetzt wird die komplette Navi-CD auf den Rechner kopiert. Das kann ein paar Minuten dauern.

Ist das Kopieren beendet, schließen wir den Dialog mit OK.

RTxMapEditor sollte jetzt alle POIs einlesen und auflisten. Bei mir war beim ersten Versuch alles leer. Ich habe dann das Programm beendet, neu gestartet, konfiguriert, kopiert und dann hat alles funktioniert.

RTxMapEditor

Jetzt wählen wir aus der Toolbar den ersten Punkt 1) Import POI. Als Dateityp wählen wir scdb.info list (google_earth_scdb.kmz) und wählen dann unsere zuvor gedownloadete Raderfallenliste aus. Haben wir die Datei umbenannt, müssen wir zunächst *.* unter Dateiname eingeben und auf Return klicken um alle Dateien angezeigt zu bekommen.

RTxMapEditor Radar importation

Wir könnten jetzt auswählen, mit welchem Symbol Radarfallen auf der Karte dargestellt werden sollen. Auch lassen sich für verschiedene Geschwindigkeitsstufen und für Rotlicht-Blitzer andere Symbole einstellen. Ich habe das aber nicht ausprobiert. Bei der Einsortierung in andere Kategorieren sollten diese natürlich leer sein. Wir übernehmen einfach die vorgeschlagene Einstellung und sind damit zufrieden.

4a. Neue Navi-CD erstellen

Nachdem der Import erfolgreich abgeschlossen ist, können wir jetzt eine neue CD erstellen. Dazu klicken wir auf 2) Patch map. Jetzt wird eine neue POI-Datenbank mit unseren Blitzern erstellt. Nachdem dies abgeschlossen ist, können wir einfach alles was sich im Verzeichnis dest des Working folders befindet auf CD brennen. Dabei müssen wir darauf achten, den Original-Name der CD beizubehalten. Für die Deutschland-CD 2007/2008 ist dies z.B. TD41120201.

Alternativ können wir uns aber mit 3) New map -> ISO ein ISO-Image für das CD-Brennen erstellen lassen. Dann wird auch automatisch der CD-Name korrekt gesetzt. Das ISO-Image befindet sich ebenfalls im Working folder bzw. ISO image folder und hat in unserem Fall den Name TD41124112.iso.

Jetzt noch das CD-Brennprogramm der Wahl, ich empfehle das ebenfalls kostenlose CDBurnerXP, starten. Hat man dies vorher in der Konfiguration eingetragen, geht das über 4) Burn new map komfortabel. Das ISO-Image auswählen und auf eine leere CD brennen. Fertig.

4b. Neue Navi-CD auf USB-Stick kopieren

Wer schon ein RT4 mit interner Festplatte nutzt, kann mit der Option RT4 map -> USB key im Menü RT4 die Navi-CD auf einen USB-Stick kopieren und anschießend von diesem die Daten auf das RT4 überspielen.

5. CD entsorgen

Natürlich darf man sich in Deutschland und vielen anderen Ländern nicht vor Radarfallen warnen lassen. Deshalb nehmen wir die frisch gebrannt CD und werfen sie gleich in den Müll. Vorher können wir natürlich noch kurz prüfen ob auch alles funktionieren würde.

RT3 NaviDrive mit Radarfallen in Karlsruhe

Wir sehen links zwei Radarfallen und rechts ein Rotlichtblitzer. OK, beide haben das gleiche Symbol. Aber ich weiß das weil ich schon hunderte Mal dran vorbeigefahren bin. Leider enthält die Liste keine Informationen darüber, welche Fahrtrichtung überwacht wird.

Das RT3 hat keine akustische Warnung vor Annäherung an POIs. Deshalb muss man dafür wohl den oder die BeifahrerIn nutzen oder vergißt das Ganze gleich wieder und sucht sich eine neue Bastel-Herausforderung. Z.B. anstatt Radarfallen McDonald’s und Burger King’s anzeigen.

6. Recht

§ 23 (1b) StVO: Dem Führer eines Kraftfahrzeuges ist es untersagt, ein technisches Gerät zu betreiben oder betriebsbereit mitzuführen, das dafür bestimmt ist, Verkehrsüberwachungsmaßnahmen anzuzeigen oder zu stören. Das gilt insbesondere für Geräte zur Störung oder Anzeige von Geschwindigkeitsmessungen (Radarwarn- oder Laserstörgeräte).

In der Drucksache 751/01 des Bundesrat wird ausgeführt: Satz 1 verbietet Maßnahmen, die ein Kraftfahrer gegen die Verkehrsüberwachung ergreift und die darauf zielen, sich Verkehrskontrollen tatsächlich wirksam zu entziehen. Diese Gefahr besteht beim Einsatz von technischen Geräten, die den Standort von Verkehrskontrollen anzeigen oder die konkrete Überwachungsmaßnahmen stören. Nicht nur einzelne technische Geräte wie die derzeit am meisten verbreiteten Radarwarngeräte und Laserstörgeräte werden von dem Verbot erfasst, sondern auch andere technische Lösungen, die einen vergleichbaren Effekt erreichen. Das gilt insbesondere für die Verknüpfung der Warnung vor stationären Überwachungsanlagen mit modernen Zielführungssystemen; die entsprechenden Geräte geben die Warnung ebenfalls automatisiert und ortsbezogen ab. …

Bußgeldkatalog: 75 Euro und 4 Punkte

Links

Update 8.2.2009

Download der Version 0.5.0.0 vom Dezember 2008

Update 15.6.2009

Zum Download der aktuellen Version führt immer dieser Beitrag im EUROVAN Forum. Aktuell im Juni war die Version 0.6.0.0. Dort läßt sich auch eine englischsprachige Anleitung, neudeutsch User Guide, laden.